Beschreibung
Was bedeutet es für das Selbstverständnis der Malerei, als sich im 19. Jahrhundert die Photographie in das Feld der Bildtechniken drängt? Wie gelingt es der Photographie, eine Kunst mit jahrhundertealten Traditionen derart in Zugzwang zu bringen, dass diese fortan unter permanentem Rechtfertigungsdruck steht? Den Generalbass des Bandes bilden die Tagebücher von Eugène Delacroix: einer der größten Koloristen seiner Zeit und einer der Maler, die sich am intensivsten mit der Photographie im Augenblick ihrer Entstehung auseinandersetzten. Als Instrument für die eigene Praxis uneingeschränkt begrüßt, als Stütze für das flüchtige Gedächtnis mit großen Hoffnungen bedacht, für die Selbstinszenierung dankbar in Dienst genommen, bleibt die Photographie jedoch hinsichtlich eines künstlerischen Eigenwertes stets Objekt der Geringschätzung. Und wenn, in der Epoche, in der Delacroix malte und schrieb, es nun die Malerei selbst gewesen wäre, die das Gedächtnis verloren hätte? Das Tagebuch gewinnt in dieser Frage eine Schlüsselfunktion. Entlang der Tagebuchausschnitte, die Damisch seinem eigenen Text an die Seite stellt, ist hier der bedeutende Autor und Kunsttheoretiker Eugène Delacroix neu zu entdecken.
Autorenportrait
Hubert Damisch war Philosoph und Kunsthistoriker und lehrte über dreißig Jahre an der École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris, wo er 1967 den Cercle d'histoire/théorie de l'art, heute CEHTA (Centre d'histoire et théorie des arts) gründete. Mit der von ihm begründeten »iconologie analytique« und seinen zahlreichen Werken über Malerei, Architektur, Fotografie, Kino und das Theater hat er die Kunstgeschichte und Ästhetik in Europa und den USA nachhaltig geprägt.
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