Beschreibung
Diesem Buch liegt die Absicht zugrunde, ein neues Verständnis der Eigenart und Funktion des Utopischen zu finden - nach dem sogenannten >Ende der Utopie<, das an der Epochenschwelle 1989 verkündet wurde. Utopien als programmatische Handlungsanweisungen sind gescheitert und haben sich als höchst problematisch, letztlich in Terror mündend, herausgestellt. Die Frage ist aber, ob mit dieser negativen historischen Erfahrung von >Realutopien< die Eigenart des Utopischen historisch schon hinreichend ausgemacht worden ist. Alles menschliche Handeln erfolgt in Orientierungen, und man wird in allen kulturellen Orientierungen immer auch Elemente des Überschwenglichen identifizieren. Überschwenglich in dem Sinne, daß die Absichten der Menschen über die gegebenen Umstände und Bedingungen ihres Handelns radikal hinausgehen und ein ganz Anderes von Welt und Mensch entworfen wird. Diese Überschwenglichkeit ist ein fundamentales und vermutlich anthropologisch universelles Element der Stimulation menschlicher Daseinsorientierung. Es geht darum, das an dieser Überschwenglichkeit anzusprechen und auszulegen, was an ihr als spezifisch utopisch qualifiziert werden kann, sowie die Möglichkeit zu eruieren, utopisches Denken aus den Zwängen und Restriktionen der Handlungsanweisung oder des Realutopischen zu befreien und ihm eine Ursprünglichkeit wiederzugeben, mit der es auf neue Weise handlungsstimulierend wirken kann, ohne desaströs zu werden.
Autorenportrait
Michael Fehr, geb. 1949, von 1987 bis 2005 Direktor des Karl Ernst Osthaus-Museum der Stadt Hagen; 1998 Lehrbeauftragter für Museologie am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn. Jörn Rüsen, geb. 1938. Von April 1997 bis 2007 war er Präsident des Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) in Essen und seit WS 1996/97 Lehrstuhlinhaber der Professur für Allgemeine Geschichte und Geschichtskultur an der Universität Witten/Herdecke.