Beschreibung
In diesem Buch geht es um die Kunst des Singens, des Darstellens, des Gestaltens auf der Opernbühne und im Konzertsaal. In den hier ausgewählten 50 Arien aus Opern, Oratorien und Kantaten vom 17.-20. Jahrhundert sind Schlüsselmomente musikalischer Erfahrungen und Empfindungen dargestellt, Gefühle und Leidenschaften, wie sie die Musik unmittelbarer als jede andere Kunst bereithält. Als Sehnsucht und als Erfüllung, als sinnliche und als spirituelle Erfahrung, in ihren quälenden und selig machenden Erscheinungsformen. In diesen Arien taucht Liebe darum auch auf als Eifersucht, Hass und Rachsucht, vor allem aber als ein das Leben durchpulsendes Glück, als Traum, als Vision und als letztlich einzige sinngebende Zukunftserwartung. Liebe ist das Grundelement heldenhafter Aufopferung ebenso wie jenes tief empfundener Zuneigung, Liebe gibt es aus zukunftsorientierter Abenteuerlust wie aus entsagender Einsicht, kurzum: Liebe ist das wichtigste Beweismittel, dass das Dasein lebenswert ist. Den Fokus dieser Auswahl bildet die Vielgestaltigkeit der Empfindungen und Gefühle, die äußerst unterschiedlichen Schattierungen von Leidenschaft, Charakter und Temperament, wie sie in den Stücken zur Ausformung kommen. Zorn und Wut kennen ebenso wenig nur eine Gefühlsstimmung wie Sehnsucht oder mutige Entschlossenheit. Das Geheimnis der Stimme liegt in den jeweiligen Konstellationen von Jubel und Leid, die die Protagonisten in ihren Figuren hörbar machen und zum Leuchten bringen. Das Wunder einer Offenbarung kann sich in jedem Opernhaus an jedem Abend, an dem sich der Vorhang öffnet, ereignen.
Autorenportrait
Iso Camartin, 1944, Philologe, und Essayist, war von 1985-1997 ordentlicher Professor für rätoromanische Literatur und Kultur an der ETH und an der Universität Zürich. Er lehrte und forschte über sprachlich-kulturelle Minderheiten und über die Kulturgeschichte des Alpenraums. Als Literaturkritiker war er in zahlreichen Jurys tätig, u.a. beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, 1996-1998 moderierte er die »Sternstunde Kunst« beim Schweizer Fernsehen DRS. 2000-2003 war er Leiter der Kulturabteilung des Schweizer Fernsehens DRS. Von 2004-2012 verantwortlich für die »Opernwerkstatt« am Opernhaus Zürich. Inzwischen freischaffend. Zahlreiche Publikationen, u.a.: »Opernliebe. Ein Buch für Enthusiasten«, 2014; »Die Kunst des Lobens. Zur Rhetorik der Lobrede«, 2018; »Die Reise zu den Zedern« (mit Verena Füllemann, Bilder), 2019