Beschreibung
Mit einer Gesamtauflage von 12,4 Millionen ist Hitlers "Mein Kampf" bis heute das meistverkaufte Autor_innenbuch deutscher Sprache. Tabuisierung und Verbot dieser Propagandaschrift nach dem Zweiten Weltkrieg haben nicht den erwünschten Effekt gezeigt, nämlich den "Geist in der Flasche" sicher zu verwahren und von der Allgemeinheit fernzuhalten. Das Gegenteil ist der Fall, neonationalistische Ausgrenzungsbewegungen, Rassismus und menschenhassende Rhetorik gewinnen an Massentauglichkeit. Mit "1000jährige Bibliothek", realisiert im "Gedenkjahr 2018", lud der Künstler Hannes Priesch ein, das Fundament dieser beobachtbaren Entwicklungen zu ergründen. Er vervielfältigte Textauszüge aus "Mein Kampf" mittels Handsiebdruck und stellte daraus Buchobjekte her, die den Besucher_innen das Lesen der verpönten Schrift ermöglichten. Auch im vorliegenden Buch, in dem sämtliche Siebdruckseiten lesbar abgebildet sind, wird der tabuisierte Gegenstand "Mein Kampf" in neuer Weise Material zur Untersuchung und Reflexion. Begleitet von Texten, die das Thema der Sprache mit totalitären Tendenzen von unterschiedlichen Seiten beleuchten, erleichtert uns die semiotische Referenzveränderung, die von Hitler verwendete Sprache zu studieren und politische Strategien der Vergangenheit in jenen der Gegenwart zu erkennen.