Beschreibung
Das zum 100. Geburtstag H.U. von Balthasars - nach einem druckfertigen Manuskript - erscheinende Bändchen «Eschatologie in unserer Zeit» zeigt, dass die Grundausrichtung der Balthasarschen Eschatologie bereits 1955 im Ansatz grundgelegt ist. Bemerkenswert an diesem Manuskript ist zunächst, dass Balthasar den Tod als Abbruch und Fragmentierung des Lebens versteht. Er setzt sich damit entschieden von idealistischen Deutungen ab, die den Tod als Vollendung der menschlichen Freiheitsgeschichte interpretieren. Er zeichnet in wenigen Strichen die fällige Verschiebung von einer kosmologisch dimensionierten zu einer personal-christologischen Eschatologie. Statt eine «Topographie des Jenseits» zu entwerfen, in der Himmel, Hölle und Fegfeuer klar umrissene Orte sind, werden die Eschata an Jesus Christus, dem auferweckten Gekreuzigten abgelesen, der zugleich Richter und Retter der Menschen ist. Die heils-universalistische Option von Balthasars aber ergibt sich aus einer Vertiefung der Kreuzestheologie und ist mit einer Theologie der «billigen Gnade» nicht zu verwechseln. Erst das stellvertretende Sterben Jesu Christi am Kreuz sowie die Übernahme der sündigen Gottverlassenheit im Höllenabstieg geben der Hoffnung Grund, dass auch der Verlorenste noch gerettet werden kann. Weiterführend sind schließlich die Überlegungen zum Verhältnis von Zeit und Ewigkeit. Wenn Gott, der Ewige, sich in Jesus Christus in der Zeit engagiert hat, dann hat das Zeitliche in Gott einen Ort, und Gottes Ewigkeit kann nicht einfach in Opposition zur Geschichte gefasst werden. Das Werk liefert ein Exempel für die faszinierende Sprachmacht von Balthasars Theologie. Die Ausgabe des Textes ist mit redaktionellen Anmerkungen zu den Anspielungen und Zitaten aus Literatur, Philosophie und Theologie versehen und weist auf thematische Fortschreibungen in späteren Publikationen hin. Eine Bibliographie zu Balthasars eschatologischen Arbeiten sowie ein Personenregister schließen das Buch ab.