Beschreibung
Mit einem lebhaft geformten Zeltdach präsentierte sich die Bundesrepublik Deutschland auf der Expo 67 in Montreal als offene und aufgeklärte Gesellschaft. Der von Rolf Gutbrod und Frei Otto gestaltete Ausstellungspavillon war ein einzigartiges Bauwerk - keine konventionelle Architektur, sondern dem ephemeren Charakter der Weltausstellungen entsprechend ein leicht erscheinendes Zelt, das die Ausstellungsterrassen und den gewölbten Vortragssaal überdeckte. Schnell avancierte es unter dem Schlagwort Swinging Germany zum Publikumsliebling. Rolf Gutbrod, Frei Otto und ihre Teams, aber auch die Bauherren wagten ein Experiment und setzten die Idee des Zeltes und der Holzlattenkuppel in innovativer Gestalt, einer bis dahin unvorstellbaren Größe und einer neu entwickelten Technik konsequent um. Zahllose Experimente bis hin zum Versuchsbau gingen der Errichtung des Pavillons voraus. Nachfolgende Bauten wie die Dachlandschaft der Olympischen Sportstätten in München 1972 oder die Multihalle in Mannheim 1975 wären ohne das Vorbild Montreal kaum denkbar.
Autorenportrait
Dr. Joachim Kleinmanns (geb.1957) studierte Baugeschichte, Kunstgeschichte und Literaturgeschichte. 1985-2005 war er in der Denkmalpflege, im Museum und an der Universität tätig, seit 2006 am Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai). Er hat Ausstellungen zur Architektur- und Kulturgeschichte kuratiert und ist Herausgeber sowie Autor zahlreicher Publikationen zur Baugeschichte und Denkmalpflege. Prof. Dr. Georg Vrachliotis (geb.1977) ist Professor für Architekturtheorie und Leiter des Archivs für Architektur und Ingenieurbau (saai) am Karlsruher Institut für Technologie.