Beschreibung
1927 bemüht Freud das Wort vom 'Junktim', um das Zusammentreffen von 'Heilen' und 'Forschen' in der Psychoanalyse zu beschreiben. Keine andere Wissenschaft ist so sehr von dieser wechselseitigen Beeinflussung von Theorie und Praxis bestimmt. Dieser Freud'sche Ansatz wird später von Jacques Lacan auf die Spitze getrieben, indem er von einem 'Wissen im Realen' spricht, welches auch das Wirksame in der psychoanalytischen Kur auszeichnet. Die Spaltung, wonach die Psychotherapien heilen sollen und an der Universität geforscht werden soll, bestimmt das öffentliche und politische Bewusstsein und zwingt auch die Psychoanalyse zu Positionierungen. Die neue Reihe 'Junktim' ist mit dem Gedanken verknüpft, der Erstarrung, welche aus dieser Spaltung resultiert, die Bewegung eines Zusammentreffens entgegenzusetzen. Im Heft #1 geht es um einen dritten Aspekt: die Bezahlung für die erwartete 'Heilung', welche aber nur als Nebeneffekt einer 'Wiederherstellung' (Freud) verstanden werden kann. Dort, wo das 'Junktim' des psychoanalytischen Verfahrens auf den Stellenwert des Gelderwerbs des Psychoanalytikers trifft, ist die Frage des psychisch-ökonomischen Sinns dieses Umgangs mit Geld zu stellen.
Autorenportrait
Sandrine Aumercier, Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie und klinische Psychologie in Paris. Seit 2011 als Psychoanalytikerin und Übersetzerin in Berlin tätig. Katrin Becker, M.A., Studium der Literaturwissenschaft, Religionswissenschaft und Philosophie, lebt in Berlin und ist aktiv in der 'Freud-Lacan-Gesellschaft/Psychoanalytische Assoziation'. Frank Grohmann, seit 2003 als Psychoanalytiker tätig. Mitbegründer von 'Freuds Agorá - Skole for psykoanalysen' (Kopenhagen). Veröffentlichungen zur Psychoanalytischen Sozialarbeit, zur Epistemologie der Psychoanalyse und zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung.