Beschreibung
Im April 2011 fand in Dresden ein Symposium zum Thema "Raum und Erleben" statt. Das Treffen wurde durchgeführt vom Lehrstuhl Architekturtheorie der TU Dresden. Dort war zuvor das von der DFG geförderte Projekt zur Erforschung von Erlebnislandschaften beendet worden. Projektleitung und Projektmitarbeiter wollten ihre Thesen und Ergebnisse vorstellen und zugleich mit Kolleginnen und Kollegen darüber diskutieren. Mit dem aktuellen Heft von AUSDRUCK UND GEBRAUCH kann nun einem größeren Publikum die Thematik des Erlebens von Stimmungen im Raum der Lebenswelt nahegebracht werden. Unsere Leser werden beim Blick auf die Autoren bemerken, dass wieder einmal verschiedenste Disziplinen sich mit solchen Fragen auseinandersetzen, denen sich Architekten, Städtebauer, Landschaftsarchitekten und Umweltgestalter in ihrer praktischen Tätigkeit gegenüber finden. Lenelis Kruse stellt gleich zu Beginn des Heftes eine zentrale Frage: Kann man Stimmungen planen?, und entfaltet ihre Thesen entlang einer von ihr schon über Jahre sehr erfolgreich betriebenen Umweltpsychologie. Diese Disziplin verfügt über eine eindrucksvolle Vielfalt an empirischen und begrifflichen Erfahrungen, es sei hier nur die Würdigung von Willy Hellpach genannt, wie sich Landschaftsstimmungen beschreiben und bewerten lassen. Der Architekturtheoretiker Eduard H. Führ verortet in seinem Beitrag Inside Out die Fragestellung des Dresdner Symposiums in der Phänomenologie. Der Artikel entwickelt beinahe eine Genealogie der Architekturphänomenologie und diskutiert, wie auf die unhintergehbare Konstellation von Mensch und Raum bislang reagiert wurde. Der Autor zeigt dann aber die Grenzen solcher Raumverständnisse auf. Deren Betonung ist ihm besonders wichtig, wo es um die Architektur selbst geht. Die Philosophin Íngrid Vendrell Ferran stellt in den Mittelpunkt ihres Artikels Erleben, Gefühl und Wert den Phänomenologen Roman Ingarden. Der polnische Philosoph Ingarden ist, soweit mir bekannt, der einzige Schüler Husserls, der sich explizit mit Architektur auseinandergesetzt hat. Der Aufsatz von Frau Vendrell rekonstruiert, in kritischer Auseinandersetzung mit der Neuen Phänomenologie, Ingardens Konstitutionsbedingungen des "ästhetischen Erlebnisses" und gewinnt schließlich einen Wertbegriff, der für die Interpretation architektonischer Atmosphären Berücksichtigung finden sollte. Der Geograph Jürgen Hasse geht in seinem Text Atmosphären im Raum der Stadt von der Beobachtung aus, dass es Städte immer besser verstehen, durch gezielte Inszenierungen ihr Image bewusst zu steuern und dabei Krisenentwicklungen zu kaschieren. Dies ist Anlass, den Begriff der Atmosphäre zu untersuchen und ihn in Verbindung mit Erleben und Situation zu bringen. Im zweiten Teil werden ausgewählte Atmosphären der Stadt beispielhaft vorgestellt und kritisch diskutiert. Der Aufsatz Über die Machbarkeit von Atmosphären in der Umgangswelt von Achim Hahn verhält sich skeptisch gegenüber der gängigen Annahme, Atmosphären (Erlebnisse) ließen sich im architektonischen Entwurf erzeugen. Vor dem Hintergrund eines phänomenologischhermeneutischen Theorieverständnisses kritisiert er den heutigen Umgang mit "Erleben" und greift dabei auf Autoren wie Hans Freyer und John Dewey zurück. Die beiden Soziologen Thomas Dörfler und Carsten Manns begründen in ihrem Beitrag Suburbane Atmosphären als relationale Milieuräume zunächst eine sozialwissenschaftliche Raumtheorie. Nach dem Gewinn eines Begriffs von "sozialer Atmosphäre" wird in einem zweiten, empirischen Teil die Konstitution eines suburbanen Alltagsraums vor dem Hintergrund konkreter Wohnerfahrungen vorgenommen. Es zeigt sich, dass Lebensorte von ihren Bewohnern in ganz unterschiedlichen Stimmungen erfahren werden können. Die beiden folgenden Abhandlungen gehen unmittelbar auf Ergebnisse des Dresdner Forschungsprojekts zu Erlebnislandschaften ein. Die Soziologin Sigrid Anna Friedreich legt mit "Dadurch ist man dann halt drin in dieser Welt" eine beispielhermen