Beschreibung
Seit fast zwei Jahrzehnten ist das Gebiet um den französischen Hafen von Calais ein Durchgangsort für Tausende von Migrant_innen und Flüchtlingen. Auf dem Höhepunkt der 'Flüchtlingskrise' im Jahr 2015 erlangte es weltweite Aufmerksamkeit, als alle dort lebenden Menschen in ein einziges Lager verlegt wurden, das als 'der Dschungel' bekannt wurde. Bis zu seiner Auflösung im Oktober 2016 stand dieser unsichere Ort, der seine Bewohner_innen so unsichtbar wie möglich machen sollte, im Mittelpunkt der internationalen Sorge um die Notlage von Flüchtlingen. Der Anthropologe Michel Agier und sein Team untersuchen die Architektur des Lagers, rekonstruieren den Alltag und die Routinen und analysieren die gesellschaftlichen Reaktionen auf den Dschungel, von der feindlichen Regierungspolitik bis hin zu vielschichtigen Solidaritätsbewegungen. Somit entsteht ein umfassender Bericht über das Leben im 'Dschungel von Calais' und dessen Zusammenhang mit der globalen Migrationskrise, der auch die Umwälzungen in unseren Gesellschaften aufzeigt - sowohl lokal als auch global. Die Studie wurde verfasst von Michel Agier mit Yasmine Bouagga, Mael Galisson, Cyrille Hanappe, Mathilde Pette und Philippe Wannesson.
Autorenportrait
Michel Agier, geb. 1953, ist französischer Ethnologe und Anthropologe. Er lehrt an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris, wo er Mitglied des Institut Interdisciplinaire d'Anthropologie du Contemporain (IIAC) im Team des Laboratoire d'Anthropologie Urbaine ist. Darüber hinaus ist er Forschungsleiter am Institut de Recherche pour le Développement (IRD) in Marseille. Seine Forschung konzentriert sich auf den Zusammenhang zwischen der menschlichen Globalisierung, den Verhältnissen und Orten von Exilen und der Bildung neuer urbaner Kontexte. Seit Ende der 1990er Jahre führt und koordiniert er Feldforschungen in Afrika, dem Nahen Osten und Europa zu Flüchtlingen und Migrant_innen.