Beschreibung
Europa und die USA werden im 21. Jahrhundert immer mehr durch Kulturen mit anderen Werten gefordert. Obwohl die Menschenrechtskonferenz von Wien 1993 die Universalität der Menschenrechte beschlossen hatte, werden die Entwicklungen in unserem Jahrhundert immer mehr auch andere kulturelle Vorstellungen in den Vordergrund schieben. Der Westen wird vor allem in seiner Individualisierung herausgefordert. In vielen außereuropäischen Kulturen hat sich die Person nie von Gruppe und Staat getrennt. Sie ist weder durch eine Renaissance noch eine Aufklärung gegangen. Ihre Stellung ist vor allem durch Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft gekennzeichnet. Rechte und Freiheiten leiten sich erst aus der Erfüllung von sozialer Verantwortung ab. Ostasien besitzt heute die politische Macht und die wirtschaftlichen Mittel, eigene Sichtweisen in den Raum zu stellen. Seit dem Sieg über die türkischen Heerscharen am Kahlenberg vor den Toren Wiens im Jahre 1683 ist dies die erste echte kulturelle Herausforderung von außen an den Westen. Wenn diese jedoch zu einer Korrektur des extremen Individualismus der westlichen Kultur führen würde, bestünde darin eine große Chance für die Menschenrechte.
Autorenportrait
Dr. Hans Jakob Roth hat in unterschiedlichen Tätigkeiten die Schweiz auf diplomatischer Ebene vertreten. Unter anderem war er von 2001 bis 2006 Generalkonsul der Schweiz in Shanghai und anschließend von 2006 bis 2010 in Hongkong. Danach arbeitete er als Diplomatischer Berater des Staatssekretärs des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten und als Botschafter für grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Bern. Seit 2014 ist er Senior Diplomatic Advisor des Geneva Centre for Security Policy GCSP. Zahlreiche Publikationen und eine intensive Vortragstätigkeit runden seine Vita ab.
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