Beschreibung
BUR 112 / 2013 Am diesjährigen Dies academicus stellen sich Rektor Antonio Loprieno und Susan M. Gasser, Professorin für Molekularbiologie, die Frage nach adäquaten Strategien der Organisation und Interpretation akademischer Praxis und akademischen Wissens in unserer komplexen und hochdynamischen Welt. Die wissenschaftliche Praxis soll nicht nur den höchsten Leistungsansprüchen genügen (Exzellenz), sondern auch von gesellschaftlicher Relevanz zeugen. Sie soll global vernetzt sein, ohne je ihren lokalen und situativen Kontext aus den Augen zu verlieren. Als Ziel steht fest: Die Universität knüpft die relevanten Bande zwischen akademischen und wirtschaftlichen Umfeld, zwischen Kultur und Politik - sie lebt in ihrer Organisation das Paradigma der heutigen Zeit: die Vernetzung. Die Vernetzung und die beschleunigte Dynamik stellen gleichsam die grössten Herausforderungen der Medizin dar. Im Informationszeitalter sieht sich die akademische Wissenshoheit nicht selten in Frage gestellt bzw. von der Gefahr des Missbrauchs bedroht. Die heutige Technik ermöglicht eine enorme Datenflut, zu der aber noch immer die empirischen Studien für ein präzises Verständnis und entsprechende Interpretationen fehlen. Das Verhältnis zwischen Ärzten und Patienten wird sich grundlegend verändern, wenn letztere ihre Vitalstatistik am iPhone überwachen, sie ihr Genom kennen und ihre neuesten Daten mit zum Untersuch bringen. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnisse muss aufrechterhalten bzw. zurückgewonnen werden. Susan M. Gasser schlägt vor: Die Medizin muss interdisziplinär vernetzte Forschungs- und Beratungsteams bilden und sie muss die Autonomie des Patienten anerkennen - nur so wird sich die medizinische Wissenschaft bewähren, wie sie sich seit dem mehr als 550-jährigen Bestehen der Universität und der medizinischen Fakultät bewährt hat.