Beschreibung
Das "Jahrbuch für Historische Bildungsforschung" widmet sich in interdisziplinärer Orientierung der historischen Analyse von Bildung, Erziehung und Sozialisation, den alltäglichen und institutionellen Bedingungen des Aufwachsens, der Geschichte von Kindheit und Jugend und von Medien der Vergesellschaftung. Bd. 13 (2007) befasst sich im Themenschwerpunkt mit der Geschichte der Universität, wobei der Fokus auf den Studierenden sowie den Lehr- und Lernformen liegt. Der Bogen spannt sich vom jüdischen Talmudstudium im späten Mittelalter über Lehren und Lernen an einer deutschen Universität des frühen 16. Jahrhunderts sowie den Wandel der Lehrorte und Lehr-/Lern- formen im Kaiserreich bis zur "Politik der Männlichkeit" an deutschen und englischen Universitäten an der Wende zum 20. Jahrhundert. Das Spektrum der Abhandlungen umfasst Beiträge zum pädagogischen Diskurs über Aufmerksamkeit seit etwa 1800 im Kontext von Schul- und Erziehungsfragen, zum Verhältnis von Erziehungswissenschaft und Religionspädagogik im frühen 20. Jahrhundert, zur Frühgeschichte der Vergleichenden Pädagogik in Deutschland im Umfeld der Reformpädagogik und zu den Beziehungen zwischen der Frauenorganisation im spanischen Franco-Regime und dem Bund Deutscher Mädel im Nationalsozialismus; zwei weitere Beiträge befassen sich mit der Familienerziehung und -sozialisation im 20. Jahrhundert: der eine bezogen auf die frühkindliche Erziehung und Sozialisation im Spannungsverhältnis zwischen normierender Ratgeber- literatur und elterlichem Verhalten, der andere bezogen auf Eltern-Kind-Beziehungen im Bürgertum der 1930er Jahre. Ein letzter Beitrag analysiert den volkspädagogischen Anspruch des Allensbacher Instituts für Demoskopie in der Nachkriegszeit. In der Rubrik Quelle und Kommentar wird ein japanisches Gutachten zur Bildungspolitik Preußen-Deutschlands in dem von ihm annektierten Teil Polens vorgestellt. In Diskussion und Kritik werden aktuelle Internationalisierungsprozesse im Bildungsbereich mit der Durchsetzung nationalstaatlicher Bildungssysteme im 19. und 20. Jahrhundert kontrastiert. Die Rückblicke/Einblicke/Ausblicke befassen sich aus Anlass des 100. Geburtstags mit Astrid Lindgren und den in ihrem Werk vorgestellten Kindheitsmodellen sowie mit aktuellen Entwicklungen in der Historischen Bildungsforschung in Japan.