Beschreibung
Igor Stravinskijs Sacre du printemps gilt als Meilenstein der Musik- und Tanzgeschichte. Gleichwohl hat die Wissenschaft einen Schlüsselaspekt zum Verständnis des Werkes bislang übersehen: die Theaterreform um 1900. Leila Zickgraf zeigt erstmals, dass Stravinskij mit dem Sacre sein höchst eigenes Theater der Zukunft verwirklichte - gemeinsam mit dem Choreografen Vaclav Nizinskij und inspiriert von Georg Fuchs sowie Edward Gordon Craig. Durch die Rhythmen seiner Komposition versetzte er nämlich Tänzer wie Publikum in einen körperlich erfahrbaren Rausch, wodurch er die Zuschauer ins Bühnengeschehen integrierte. Die Ballets Russes nahmen damals - 1913 - eine mechanistische Ästhetik vorweg, die in Musik, Tanz und Theater merklich erst in den 1920er Jahren in Erscheinung treten sollte. Mit seiner interdisziplinären Ausrichtung zwischen Tanz-, Kultur-, Theater- und Musikwissenschaft sowie seiner umfassenden, auch russischsprachigen Quellenerschließung leistet das Buch einen wichtigen Forschungsbeitrag zu einem nicht wenig untersuchten, aber - wie sich zeigt - in zentralen Aspekten noch immer ungenügend ausgeleuchteten Meisterwerk.
Autorenportrait
Leila Zickgraf ist promovierte Musikwissenschaftlerin und forschte an der Universität Basel im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekts Igor Strawinskys Ballettwerk. Entstehung und Konzeption als interdisziplinäres Projekt an der Schnittstelle von Musik- und Tanzwissenschaft.