Beschreibung
Rituale und religiöse Gattungen wie das Oratorium spielten für die politischen Inszenierungen der Nationalsozialisten eine zentrale Rolle. Dies ist bekannt. Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet im deutschsprachigen Drama nach 1945 rituell-sakrale Formen intensiv verwendet wurden. Bertolt Brecht, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, Nelly Sachs, Peter Weiss, Rolf Hochhuth und Peter Handke, die das Nachkriegsdrama entscheidend geprägt haben, riskierten dadurch den Vorwurf, an die ritualisierte nationalsozialistische Ästhetik anzuschließen. Das aber wollten sie gerade nicht. Warum also gingen sie dieses ästhetische und politische Risiko überhaupt ein? Saskia Fischer nimmt in differenzierten Einzelanalysen die komplexe Wechselbeziehung von Drama und Ritual in den Blick und entwickelt dabei ein Konzept reflektierter poetischer Ritualität.
Autorenportrait
Saskia Fischer studierte Literaturwissenschaft und Geschichte an der Universität Bielefeld. Sie ist dort Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Literaturwissenschaft und hat über die Wiederaneignung ritueller Formen im deutschsprachigen Drama nach 1945 promoviert. Die vorliegende Studie ist die leicht überarbeitete Fassung ihrer Dissertationsschrift. Sie war als Erasmus-Gastdozentin an der Uniwersytet Lódzki (Polen) und der Università Ca Foscari Venezia (Italien) tätig sowie während Forschungsaufenthalten zu Gast an der University of Notre Dame (USA), der Meiji University in Tokyo, der Kyoto University, der Niigata University und der Kyushu University in Fukuoka (Japan). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich: Allgemeine Literaturwissenschaft, Drama, Theater und Ritual, Literatur und Performativität, Literatur des 20. Jahrhunderts, besonders: Literatur nach 1945, Literatur und Shoah.