Beschreibung
Das Thema der Tanzwut ist für mich als Frau ein ganz persönliches Thema rund um Körperlichkeit, Unterdrückung der Weiblichkeit und der Sexualität, misogyne Traditionen, soziale Dynamik und Rebellion. Vor kurzem habe ich die Erzählung des italienischen Journalisten Giulio Di Luzio über eine wahre Geschichte eines Opfers der Tanzwut im Salento der 1960-1970er Jahre ins Deutsche übersetzt. In diesem Buch stelle ich die Studie des deutschen Arztes Justus Friedrich Karl Hecker aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor, der das Phänomen in Frankreich, Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Süditalien und Abessinien untersucht. Das Thema ist für mich persönlich ein feministisches Thema. Denn es geht bei der Tanzwut im Besonderen um die Frau, um ihre Körperlichkeit und Sexualität und auch um die Unterdrückung derselben. Der Tanz ist Ausdruck einer Befreiung von frauenfeindlichen Unterdrückungsmustern, die es in allen Kulturen und Gesellschaften gibt. Daher ist das Phänomen auch in Regionen und geschichtlichen Epochen zu finden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Hecker ordnet das Phänomen als Wahn und Nervenkrankheit ein, findet auch keine Erklärung dafür und freut sich zwischen den Zeilen über die Abnahme desselben im Laufe der Zeit, vor allem nach dem Mittelalter. Themen wie diese sollten im Rahmen der feministischen Forschung gründlicher untersucht werden. Dazu möchte ich beitragen. Milena Rampoldi, Die Gründerin von ProMosaik
Autorenportrait
Justus Friedrich Karl Hecker, auch Carl (* 5. Januar 1795 in Erfurt; gestorben 11. Mai 1850 in Berlin) war ein deutscher Medizinhistoriker und Hochschullehrer. Hecker war ein Sohn des Arztes und Erfurter Hochschullehrers August Friedrich Hecker (1763-1811). Er studierte an der Universität Berlin Medizin und war im Corps Marchia I aktiv. 1813 nahm er als Freiwilliger an den Befreiungskriegen teil. Nach Kriegsende setzte er sein Studium in Berlin fort. Im Juli 1817 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert. Er habilitierte sich im November desselben Jahres und wurde Privatdozent. 1822 wurde er zum Extraordinarius und 1834 mit einem selbständigen Ordinariat für Geschichte und Enzyklopädie der Medizin zum ersten o. Professor für Geschichte der Medizin Berlins ernannt.