Beschreibung
Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs legt der französische Soziologe und Kulturtheoretiker Roger Caillois mit Der Mythos und der Mensch eine Kulturen und Zeiten übergreifende Studie über die Bedeutung der Einbildungskraft für die Welt der Erkenntnis und das menschliche Handeln vor. Von Beschreibungen sogenannter >Naturvölker< über Legenden aus dem alten China bis hin zum literarischen Paris des 19. Jahrhunderts: Auf individueller wie auf sozialer Ebene kommen im Mythos, so Caillois' radikale These, grundlegende Prinzipien zum Ausdruck, die der Mensch mit der Natur teilt, sodass ihm die Natur umgekehrt wiederum als Bild und Ausdruck dieser Prinzipien erscheinen kann. Ausgehend von der Durkheim-Schule und den Forschungen Marcel Mauss' konfrontiert Caillois das Denken über den Mythos mit den Erkenntnissen deutscher, englischer und amerikanischer Soziologie. Von Vertretern der Kritischen Theorie wurde seine Vorstellung einer falschen Totalität von Mensch und Natur angegriffen, doch zugleich gilt es die analytische Qualität eines Denkens anzuerkennen, das radikal auf die Wirklichkeit zielt.
Autorenportrait
Roger Caillois, (1913-1978) geboren in Reims, war ein französischer Soziologe und Philosoph. Er war Mitglied der Gruppe der Surrealisten, bevor er zusammen mit Georges Bataille und Michel Leiris 1937 das Collège de sociologie gründete, das eine enorme Faszination und Wirkung auf das intellektuelle Leben Europas im 20. Jahrhundert ausübte. Er war im antifaschistischen Widerstand aktiv und später Mitglied der Académie Française und wurde mit zahlreichen Preisen, u.a. dem Grand Prix National des Lettres, ausgezeichnet.