Beschreibung
Erinnern und Vergessen sowie die Rolle des Gedächtnisses erhalten im Informationszeitalter eine grundsätzlich neue Bedeutung. Wenn alles gespeichert werden kann, wird Erinnerung zur Nebensache. Zugleich beklagen wir, dass die Gedächtniskräfte nachlassen - bis hin zur stetigen Zunahme von Demenzerkrankungen. Rudolf Steiner hat zu diesen Themen Forschungsergebnisse vorgelegt, die sich grundsätzlich von allem unterscheiden, was Psychologie, Pädagogik und Gehirnforschung daruber sagen. Was er uber die Bedeutung des Erinnerns und Vergessens entwickelt hat, ist aus einer exakten Beobachtung seelischer Sachverhalte entwickelt, vor dem Hintergrund eines subtilen Erlebens innerer Vorgänge des Bewusstseins. Erst dadurch wird verständlich, welch wichtige Bedeutung dem Gedächtnis zukommt und wie Erinnern und Vergessen gleichwertige Bestandteile sind fur die innere Entwicklung, vom Lernprozess bis hin zum spirituellen Wachstum. Die Auseinandersetzung mit Steiners Gedanken ermöglicht eine neue Beurteilung des Umgangs mit Speichermedien und gibt wichtige Anregungen, wie das Bewusstsein in einer digitalen Umgebung autonom und schöpferisch bleiben kann. Der vorliegende Themenband bietet erstmals eine Zusammenstellung der zahlreichen Aussagen in Rudolf Steiners Vorträgen und verschafft damit einen bisher einmaligen Einblick in die Vorgänge der Gedächtnisbildung, des Erinnerns und Vergessens.
Autorenportrait
Rudolf Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec (Königreich Ungarn, heute Kroatien), geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Wien und promovierte an der Universität Rostock mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit, die mit dem Satz endet: 'Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.' Diese Überzeugung leitete ihn auch in seiner Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar, als Schriftsteller, als Redakteur und Vortragsredner in Berlin, später in Dornach und an vielen anderen Orten Europas. Seine durch Bewusstseinsforschung erweiterte Sichtweise, die er 'Anthroposophie' (Weisheit vom Menschen) nannte, ermöglichte es ihm, auf zahlreichen Lebensgebieten praktische und tiefreichende Impulse zu geben, stets mit dem Ziel einer spirituellen Erneuerung der Zivilisation. Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft, deren Deutscher Sektion er zunächst als Generalsekretär vorstand, wirkte bei der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft mit. Im Goetheanum in Dornach bei Basel bekam die Gesellschaft ihr Zentrum 'Freie Hochschule für Geisteswissenschaft'. Als der Doppelkuppelbau aus Holz durch Brandstiftung zerstört wurde, stellte sich Rudolf Steiner an die Spitze der neu begründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner starb am 30. März 1925. Sein Werk umfasst neben zahlreichen geschriebenen Büchern Nachschriften von rund 6000 Vorträgen und ist in der 'Rudolf Steiner Gesamtausgabe' zum großen Teil ediert.