Beschreibung
In der vorliegenden Untersuchung wird der Essay als literarisches Genre behandelt, was notwendigerweise eine Verengung des Begriffs nach sich zieht. Trotzdem erscheint diese Einschränkung sinnvoll, da heutzutage - infolge der Dominanz des angelsächsischen Gebrauchs - der Essay als Genre Gefahr läuft, konturlos zu werden. Im Sinne einer Abhandlung in anspruchsvoll ausgearbeiteter Form wird er für Texte bedenkenlos verwendet, welche einen quasi wissenschaftlichen Charakter haben und begriffliche Präzision vorzeigen, wenn diese Textmerkmale durch eine rhetorisch wirksame Ausdrucksform ausbalanciert werden. Jedoch reichte die Verdopplung allein als 'differentia specifica' für die deutsche Essayforschung von Anfang nicht aus; für sie besteht nachhaltig die Herausforderung, eine Definition des Essays zu erarbeiten. Für dieses Dilemma wird durch die exemplarischen Textanalysen des Bandes ein Lösungsvorschlag angeboten. Indem zumeist bekannte essayistische Texte von Friedrich Nietzsche, Hugo von Hofmannsthal, Georg Lukács, Robert Musil, Theodor W. Adorno, Ingeborg Bachmann und Christoph Ransmayr - mit einem Seitenblick auf Daniel Kehlmann - unter ästhetischem Aspekt beleuchtet werden, geht es um den Versuch, den Essay als eigenständiges Genre der Moderne, noch dazu ein modernes Genre par excellence, auszuweisen.