Beschreibung
Das Buch geht der Frage nach, inwiefern Elemente österreichischer Identität, die die Diskurse in der österreichischen Politik 1945-1949 geprägt haben, in die österreichische Erzählprosa dieses Zeitraumes Eingang gefunden haben. Die ausgewählten Werke werden auf zehn Elemente hin untersucht: die Opferthese, den Gegensatz zwischen Wiederaufbau und Neubeginn, die Theorie der Lagerstraße, Widerstand, die Erfindung der österreichischen Nation, den "österreichische Menschen", die Konstruktion einer tausendjährigen österreichischen Vergangenheit, Hochkultur, Sport und Landschaft. Das Textkorpus umfasst Romane und Erzählungen von zwölf Autoren, die das gesamte politisch-gesellschaftliche Spektrum der damaligen Zeit abdecken. Bei den Texten handelt es sich um Die größere Hoffnung (1948) von Ilse Aichinger, Der Lügner (1949) von Bruno Brehm, Prozeß auf Tod und Leben (1948) sowie Der Weg durch das Labyrinth (1949) von Rudolf Brunngraber, Bahnbrecher (1946) von Kurt Frieberger, Der graue Mann (1949) von Marie Frischauf, Großstadtlegende (1946) und Es brausen Himmel und Wälder (1949) von Alma Holgersen, Der zwanzigste Juli (1947) und Der Graf von Saint-Germain (1949) von Alexander Lernet-Holenia, Der Engel mit der Posaune (1944 engl., 1946 dt.) und Rückkehr (1949) von Ernst Lothar, Children of Vienna (1946) beziehungsweise Kinder von Wien (1948) von Robert Neumann, Hedwig Zadinek (1947) von Margarethe Petrides, Mich wundert, daß ich so fröhlich bin (1949) von Johannes Mario Simmel sowie Die Pfingstreise (1946/47) und Fröhliche Armut (1948) von Karl Heinrich Waggerl. Die Analyse zeigt weit reichende Übereinstimmungen bei den "Bausteinen österreichischer Identität" in Politik und Literatur. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass das Schicksal der jüdischen Bevölkerung Österreichs in der Literatur eine viel wichtigere Rolle spielt.