Beschreibung
Systemtheoretisch inspirierte Denkmodelle und Handlungskonzepte haben in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Konjunktur erlebt und ein einschlägiges Fachpublikum aus Therapeuten, Pädagoginnen, Psychologen und Wirtschaftsberaterinnen von ihrer Triftigkeit überzeugen können. Publikationen, Tagungen und Weiterbildungsangebote verweisen auf eine intensive Rezeption in unterschiedlichen Fachbezügen. Bei genauer Betrachtung lässt dieser Aufschwung jedoch einige ungelöste Probleme erkennen. So wird im Kontext des 'systemischen' Orientierungsangebots zumeist unterschlagen, dass auch professionell organisierte menschliche Interaktion die Einnahme einer 'verstehenden' Haltung voraussetzt und diese nicht von vornherein mit der (vorgängigen? gleichzeitigen? nachfolgenden?) Einnahme einer systembezogenen Perspektive vereinbar ist. Mit der Ignorierung dieses Problems wird gleichzeitig verabsäumt, ein insgesamt konsistentes Gedankengebäude zu entwickeln, in welchem der logische Standpunkt subjektiver Betroffenheit (im Kontext des je eigenen Handelns) mit dem logischen Standpunkt distanzierter Beobachtung (im Kontext der Systemanalyse) ausreichend angemessen verknüpft ist. Bernd Hackl untersucht in diesem Buch - ohne Anspruch, eine der beiden Seiten mit Argumenten der jeweils anderen Seite zu widerlegen - zunächst das Verhältnis von Handlungs- und Systemtheorien im aktuellen Diskurs und entwickelt eine Sichtweise, die substanzielle Erkenntnisse beider Ansätze in eine angemessene Auffassung vom menschlichen Handeln integrierbar macht. Vor diesem Hintergrund wird dann die Frage bearbeitet, in welcher Weise systemtheoretische Argumente gewinnbringend zur Rekonstruktion pädagogischer Problemstellungen verwendet werden können und welche Argumentationsstrategien dieses Ziel verfehlen müssen.