Beschreibung
Der Architekt Rudolf Schwarz, eigenwilliger Vertreter der Moderne, gilt der Nachwelt vor allem als großer Kirchenbauer. Modernes Bauen verstand er anders als seine avantgardistischen Zeitgenossen vom Bauhaus: nicht allein von der Funktion her, sondern aus einem metaphysischen Grund, den er in seiner berühmten Schrift "Vom Bau der Kirche" wortmächtig beschwor. Als Schwarz 1946 aus französischer Kriegsgefangenschaft freikam, hatte er das Konzept eines weiteren fundamentalen Werks im Gepäck, das 1949 erschien: "Von der Bebauung der Erde". Es geht weder von der Ästhetik der Bauformen noch von den praktisch-funktionellen Bedürfnissen aus, sondern stellt den bauenden Menschen in ein Welttheater vom Werden und Vergehen. Die großen Formen des Bauens, die Höhlungen und Türmungen der Tempel und Dome, erscheinen als im Urbau der Erde bereits angelegt. "Von der Bebauung der Erde", das in einer Faksimileausgabe jetzt endlich wieder zugänglich wird, wendet sich nicht nur an Architekten und ihre Auftraggeber. Es kann allen, die mit Stadt- und Landschaftsplanung befasst sind, den Blick für menschen- und naturgemäßes Bauen schärfen.
Autorenportrait
Rudolf Schwarz (18971961), Studium an der Königlichen Technischen Hochschule in Berlin, er promoviert mit einer Arbeit über Frühtypen der rheinischen Kleinkirchen, Mitarbeiter von Hans Poelzig und dessen Meisterschüler an der Akademie der Künste. Er gehört zu den wichtigsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts und zeichnet sich mit seinen epochalen Schriften, die er selbst als ein "baumeisterliches Sprechen" bezeichnete, als eine ganz ungewöhnliche Doppelbegabung aus.