Beschreibung
Neben Melanchthon, Comenius, Rousseau und Herbart gehört Herder zu den großen Gründergestalten der neuzeitlichen Pädagogik. Er war der erste, der den Begriff der Bildung in den Mittelpunkt eines Gedankenkreises stellte. Er war auch der erste, der hervorhob, daß Bildung immer Selbstbildung ist. Und er war der erste, der die (für die neuhumanistische Tradition so zentrale) Idee der Selbstbildung der Menschheit als Entfaltung und Steigerung der geschichtlichen Kräfte von Individuen, Nationen, Kulturen bestimmte und hierzu die Notwendigkeit von Bildungsinstitutionen hervorhob. Der junge Goethe, Schiller und Wilhelm von Humboldt ließen sich von Herders universaler Bildungsidee ebenso beeinflussen wie Jean Paul und Schleiermacher und später der junge Nietzsche und Dilthey. Alle zentralen Texte Herders, die sein pädagogisches Denken und Handeln zu erhellen vermögen, sind in dieser Ausgabe enthalten. Hinzu kommen Vorworte, Skizzen, Exzerpte, Rezensionen und Zeugnisse. Damit wird eine Fülle bisher ungedruckter oder verstreut veröffentlichter Texte erstmals zusammenhängend vorgestellt. Alle Texte, auch das Reisejournal, werden nach Handschriften oder nach den Erstdrucken kritisch herausgegeben und ausführlich kommentiert.
Autorenportrait
Johann Gottfried Herder wurde am 25. August 1744 Mohrungen, Ostpreußen geboren und starb am 18. Dezember 1803 in Weimar. Herder wuchs als Sohn des Kantors und Schullehrers Gottfried Herder und dessen zweiter Ehefrau Anna Elisabeth Peltz in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Elternhaus war religiös geprägt. Er entschied sich im Jahr 1762 nach Königsberg zu gehen und Chirurg zu werden. Erkannte jedoch, dass er für diesen Beruf ungeeignet war und schrieb sich als Student der Theologie an der Universität in Königsberg ein. In den Jahren 1762 bis 1764 besuchte er Vorlesungen über Astronomie, Logik, Metaphysik, Moralphilosophie und Mathematik bei Immanuel Kant. Bereits während des Studiums schrieb Herder Essays über philosophische Themen und sowie Gedichte. 1764 wurde er als Aushilfslehrer an die Domschule nach Riga berufen, wo er bis 1769 blieb und in eine Loge des Freimaurerbunds aufgenommen wurde. In dieser Zeit entstanden seine ersten größeren Veröffentlichungen zur Sprachphilosophie, die sein Freund Johann Friedrich Hartknoch verlegte. Herder postulierte, dass die literarischen Erzeugnisse aller Nationen durch den besonderen Genius der Volksart und Sprache bedingt seien. Zusammen mit Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller zählt Herder zum klassischen 'Viergestirn' von Weimar. Aus seiner Ehe mit Maria Caroline Flachsland stammten sechs Söhne und eine Tochter.