Beschreibung
Niemand könnte sich dazu bekennen, zur Unmündigkeit zu erziehen. Dass man nicht so recht etwas gegen Mündigkeit haben kann, ist ein erster Schritt, diese Errungenschaft der Aufklärung preiszugeben. Mündigkeit wird in Präambeln von Lehrplänen und in Sonntagsreden beschworen. Aber warum sollte sie den Erziehungsalltag von Schule oder sportlichem Training prägen? Was macht den Geist der Aufklärung aus, dem wir uns da verpflichtet haben? Der Sport und die Sportwissenschaften tun sich notorisch schwer mit mündigen Athletinnen. Klar ist, dass es einen Unterschied zwischen disziplinierten Körpern und mündigen Leibern gibt. Dieser Unterschied steht und fällt mit der Bildung von Personen, die nicht fabrizierbar ist. Das wiederum verlangt ein antirationalistisches Konzept einer leidenschaftlichen Vernunft. Mündige Leiber sourcen ihren physischen Anteil nicht aus, um ihn unter eine kontrollierende Macht zu stellen. Moderner Olympismus wäre, beim Wort genommen, die kantige Bildung von Eigensinn.
Autorenportrait
Volker Schürmann, geb. 1960 im Ruhrgebiet, hat eine Professur für Philosophie, insbesondere Sportphilosophie an der Sporthochschule Köln. Einer seiner Schwerpunkte ist Gesellschaftstheorie.