Beschreibung
Die Rezeption Paul Ricurs erfolgt in den alttestamentlichen Bibelwissenschaften bis heute eklektisch. Martina Weingärtner setzt hierzu einen Kontrapunkt und erarbeitet die Anwendung seiner Hermeneutik im Dialog mit alttestamentlicher Exegese. Die Syntheseleistung besteht darin, die Reflexionen Ricurs zu bündeln und in eine Methodik des Textverstehens zu übersetzen, die das Proprium biblischer Texte wahrnimmt. Die Analyse (Erklären) der Episode des Linsengerichts (Gen 25,29-34) bildet den Ausgangspunkt der Studie. In einer konstruktiven Erweiterung historisch-kritischer Methodik zielt die Interpretation (Verstehen) darauf, diese Erzählung als bedeutungsvolle Geschichte und deren existentielle Funktion wahrzunehmen. So kann die Autorin neue Erkenntnisse gegenüber bisherigen Exegesen präsentieren, die von einer Esau-Konzentration und dessen negativer Einschätzung absehen. Die Verkaufsepisode als Schulderzählung zu lesen, eröffnet eine vertieft theologische Deutung eines diesbezüglich eher stiefmütterlich behandelten Textes.
Autorenportrait
Dr. Martina Weingärtner ist Forschungsstipendiatin (Bourse Anna Caroppo) am Collège de France, Paris.