Beschreibung
'Eine neue Barbarei durchdringt unsere Gesellschaft, da erstmals Wissen und Kultur auseinanderfallen. Seit dem >Galileischen Projekt< will die Naturwissenschaft die allein objektive Erkenntnis sein und klammert die sinnlichen Naturqualitäten wie die damit verbundene Subjektivität aus: d.h. unser Leben selbst. Weil die Kultur besonders die Lebensselbststeigerung als Kunst, Religion und Ethik ist, findet sie sich so aus der Moderne ausgeschlossen. Diese prinzipielle Lebensverneinung, die Husserls Lebensweltrehabilitierung tiefer sehen lässt, vollendet sich im Technikprozess, der dem Individuum in seinem unaufhebbaren Lebenspathos nur die >mediale Existenz< des Audiovisuellen als Fluchtort für seinen Bedürfnisaustausch lässt.' Michel Henry Henrys Kulturkritik kulminiert in seiner Kritik an der Zerstörung der Universität und an der Verdummung durch die Massenmedien, vor allem durch das Fernsehen. Vor dreißig Jahren geschrieben, trifft seine Kritik heute, da die Ökonomisierung in der Zwischenzeit unaufhaltsam fortgeschritten ist, erst recht ins Schwarze.
Autorenportrait
Michel Henry (1922-2002), Studium der Philosophie, Teilnahme am französischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg, Ordinarius für Philosophie an der Universität Montpellier bis 1987. Maßgebliche Werke in zahlreichen Übersetzungen über das rein phänomenologische Leben als Selbsterscheinen, Affektivität, Leiblichkeit, Produktion, Trieb und Ästhetik; außerdem literarisches Schaffen als Romanschriftsteller. 1963 erschien sein Hauptwerk "L'essence de la manifestation", worin die Fundamente der von ihm begründeten "Radikalen Lebensphänomenologie" gelegt wurden. Henry ist einer der bedeutendsten phänomenologischen Vordenker.