Beschreibung
Über Deutschland explodiert eine Atombombe. Von nun an beherrschen Krankheit, Todesangst und Kriminalität den Alltag. Eine Zukunft gibt es nicht mehr. Gudrun Pausewang entwirft ein fiktives Szenario, das erschüttert und zum Nachdenken zwingt. Die Autorin erhielt 2017 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr schriftstellerisches Gesamtwerk. Wichtig für den Schulunterricht: Seitenzählung unverändert! Ein Auszug aus DIE LETZTEN KINDER VON SCHEWENBORN von Gudrun Pausewang:Wir fuhren auf der Kasseler Autobahn bis Alsfeld, dann bogen wir in den Vogelsberg ab. Es war ein Julitag, wie man ihn sich nur wünschen kann. Mein Vater fing an zu singen, und wir sangen mit. Meine Mutter übernahm die zweite Stimme. Als wir durch Lanthen fuhren, war noch alles wie immer.Aber im Wald zwischen Lanthen und Wietig, gerade in der Kurve am Kaldener Feld, blitzte es plötzlich so grell auf, dass wir die Augen zupressen mussten. Meine Mutter stieß einen Schrei aus, und mein Vater trat so fest auf die Bremse, dass die Reifen quietschten. Der Wagen geriet ins Schleudern und blieb quer zur Fahrbahn stehen. Wir wurden in den Gurten hin- und hergerissen.Sobald der Wagen stand, sahen wir am Himmel, hinter den Wipfeln, ein blendendes Licht, weiß und schrecklich, wie das Licht eines riesigen Schweißbrenners oder eines Blitzes, der nicht vergeht. Ich schaute nur einen Augenblick hinein. Trotzdem war ich danach eine ganze Weile wie blind.
Autorenportrait
Gudrun Pausewang wurde 1928 als das älteste von sechs Kindern in Wichstadtl (Ostböhmen) geboren. Ihr Vater kam 1943 in Russland um und ihre Mutter musste nach Kriegsende allein mit den sechs Kindern in den Westen fliehen. Gudrun Pausewang arbeitete als Lehrerin an verschiedenen Schulen in Deutschland und Mittel- und Südamerika. So lehrte sie in Chile, Venezuela und Kolumbien. 1972, zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes, kehrte sie endgültig nach Deutschland zurück. Hier unterrichtete sie bis 1989 an einer hessischen Grundschule. Im Ruhestand beendete sie ihr Germanistikstudium und promovierte 1998 an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Gudrun Pausewang ist seit 1958 schriftstellerisch tätig. Sie hat - neben Romanen für Erwachsene - zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, in denen sich ihre eigenen Erfahrungen und die Betroffenheit über die Armut in Südamerika, das Schicksal von Flüchtlingen und über die atomare Bedrohung niederschlagen. Sie engagiert sich in ihren Büchern für den Frieden, die Umwelt und soziale Gerechtigkeit. Ein wichtiges Thema ist auch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Dritten Reich. Ihr Bücher wurden in 25 Sprachen übersetzt. Gudrun Pausewang reiste bis ins hohe Alter unermüdlich durch Schulen und Bibliotheken, um ihre Erfahrungen und ihr Wissen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Für ihr literarisches Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 1988 für "Die Wolke". 1999 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und 2009 bekam sie den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach für ihr Lebenswerk. 2017 verlieh ihr der Arbeitskreis für Jugendliteratur für ihr literarisches Gesamtwerk den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises 2017. Dies ist die größte Auszeichnung, die in der deutschensprachigen Kinder- und Jugendbuchszene verliehen wird. Am 23. Januar 2020 verstarb Gudrun Pausewang in ihrem Wohnort in der Nähe von Bamberg.