Beschreibung
Die "Regeln der Theologie" des Alain von Lille (gest. 1202/03) sind einer der einflussreichsten wissenschaftstheoretischen und ontologischen Texte aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. In Reaktion auf die wissenschaftliche Transformation der sieben freien Künste sowie der Ethik und des Naturwissens und unter Bezug auf neu zugängliche antike und arabische Quellen entwickelt Alain im berühmten Prolog der "Regeln" ein axiomatisches Modell von Wissenschaft. Dieses Modell wendet er in logisch miteinander verbundenen Lehrsätzen auf die philosophische Theologie an und rekonstruiert sie auf diesem Weg systematisch in der Form einer neoplatonischen Ontologie. Der Text belegt anschaulich die Veränderungen im Selbstverständnis des westlichen Mittelalters, die zur Herausbildung der Universitäten und in der Philosophie zum "zweiten Anfang der Metaphysik" führen.
Autorenportrait
Andreas Niederberger, geb. 1972, in Neuss, 2002 in Frankfurt promoviert. 1999-2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Assistent am Institut für Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt/Main, ab 2006 Gastdozent an der Northwestern University Evanston/USA.