Beschreibung
Durch den Zustrom der meist adligen Reisenden, die im 18. Jahrhundert auf ihrer Grand Tour nach Rom kamen, florierte der Handel mit Antiken. Auch Giovanni Battista Piranesi, der einflussreichste ansässige Architekturtheoretiker und Antikenkenner, beteiligte sich an dem vor allem von Engländern beherrschten Geschäft. Um den Hunger nach Altertümern aller Art zu befriedigen, wurde im weiten Umkreis der Stadt nach Statuen, Reliefs und Vasen gegraben, in Werkstätten arbeiteten Bildhauer fieberhaft an den Ergänzungen und Nachbildungen. Die Kunsthandlungen von Gavin Hamilton oder David Jenkins galten bis zur Französischen Revolution als Institutionen für Sammler aus ganz Europa. Bis heute zieren die so wiedererstandenen, beherzt vervollständigten Skulpturen nicht nur die englischen Landsitze und Stadthäuser. Ohne den unbefangenen, halb spielerischen Antikenkult ist auch der europäische Neoklassizismus der zweiten Jahrhunderthälfte undenkbar.
Autorenportrait
NorbertMiller: Norbert Miller studierte Literatur- und Musikwissenschaft sowie Kunstgeschichte in Frankfurt/Main und Berlin. Ab 1973 war er Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der TU Berlin, bis 2004 geschäftsführender Direktor des Institutes. Seit 2006 ist er emeritiert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die europäische Literatur, Kunst und Musik des 18. bis 20. Jahrhunderts.