Beschreibung
Ein heutiger Leser ist von Leibniz Versuch, die gesamte Welt in strenger Wissenschaftlichkeit restlos rational erklärbar zu machen, zugleich fasziniert und befremdet. Erstaunt muß er feststellen, daß Leibniz, seiner Zeit weit voraus, Entdeckungen späterer Jahrhunderte schon vorweggenommen hat. Andererseits muten ihn manche metaphysischen Annahmen zunächst abstrus an, etwa: Die individuellen Einheiten bringen ohne reale Einwirkungen von außen die gesamte Abfolge ihrer Vorstellungen aus dem eigenen Inneren hervor. Daher läßt sich jederzeit (auch schon im Stadium reiner Möglichkeit) die gesamte Lebensgeschichte lückenlos allein aus ihrem Begriff ableiten. Das vorliegende Buch unternimmt es, Leibniz' Gedanken nicht bloß darzustellen und historisch zu dokumentieren, sondern spürt den ihnen zugrundeliegenden Fragen und wissenschaftlichen Anliegen nach und versucht, ihre argumentative Begründung genau nachzuzeichnen. So dürfte auch das zunächst Befremdliche nachvollziehbar und gegebenenfalls nachprüfbar werden. "Folglich ist, was immer geschehen ist, geschieht und geschehen wird, bestens und daher notwendig, aber wie gesagt auf Grund einer Notwendigkeit, die der Freiheit nichts benimmt, weil sie auch nicht den Willen und den Vernunftgebrauch einschränkt." Gottfried Wilhelm Leibniz
Autorenportrait
Michael-Thomas Liske ist Professor em. für Philosophie an der Universität Passau. Er versucht vor allem, philosophische Klassiker (griechische Antike, Scholastik, frühneuzeitlicher Rationalismus) im Licht gegenwärtiger systematischer Fragestellungen namentlich aus der sprachanalytischen Tradition neu zu erschließen und fruchtbar zu machen. Buchveröffentlichungen: "Aristoteles und der aristotelische Essentialismus", "Leibniz' Freiheitslehre".