Beschreibung
Die spezifische Titulierung der markinischen Wundererzählungen als Machttaten und die auffällige Häufung von Machtbegriffen innerhalb dieses Textkorpus stellen den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit dar. Anhand der leitenden Termini wird die "Semantik der Macht" auf ihren alttestamentlich-jüdischen wie auch griechisch-römischen Hintergrund hin befragt, um das besondere markinische Profil innerhalb der urchristlichen Literatur herauszuarbeiten. Besonderen Stellenwert erhält in diesem Kontext die Herrschaftsdarstellung Vespasians, insofern der Autor die Abfassung des Markusevangeliums eng mit dem Aufstieg Vespasians zum Kaiser verknüpft. Das Markusevangelium, so die These, reflektiert dessen Aufstieg nicht nur in seinem Design und in seiner Sprache, sondern auch in den Wundererzählungen. Diese werden vom Evangelisten gegen die herrschende bzw. propagierte Kaiserideologie subversiv in Stellung gebracht. Aus dieser Perspektive heraus gewinnen die Texte neue Konturen und ebenso an Brisanz. Methodisch arbeitet die Studie vor allem semantisch, zeit- und religionsgeschichtlich. Soweit es die konkrete Textauslegung betrifft, kommen aber auch literarkritische und redaktionsgeschichtliche Verfahren zur Anwendung.