Beschreibung
Das Buch vereint drei aktuelle, zu unterschiedlichen Anlässen entstandene Texte des international breit rezipierten Philosophen zur Frage der Redefreiheit: In einem im Januar 2018 in Istanbul öffentlich gehaltenen Vortrag vor der Hrant Dink Foundation geht Balibar der Frage von Demokratie und freier Meinungsäußerung in Zeiten von Toleranzverlust und Gewalt nach. Mit seinen 2015 formulierten 'Thesen zu Redefreiheit und Blasphemie' beteiligte sich Balibar an der Diskussion über die in der dänischen Tageszeitung JyllandsPosten erschienenen Mohammed-Karikaturen, welche im Attentat auf die Redaktion der Zeitschrift Charlie Hebdo ein äußerst brutales Echo fand. In einem aus einem Seminar hervorgegegangen Text über den Begriff der Parrhesia bei Michel Foucault schließlich analysiert er die griechische Konzeption des Mutes zur wahren Rede. Allen Texten gemeinsam ist das Ziel, die Bedingungen und Funktionen von Redefreiheit als ein grundlegendes Recht zu problematisieren, das angesichts einer nicht erst seit kurzem zu verzeichnenden Schwäche der liberalen Demokratie zwischen globalem Kapitalismus und endemischem Terror als ebenso unveräußerlich gelten kann wie seine normative Garantie an einem zuallererst zu fomulierenden Begriff von Kommunikation als Allgemeingut gebunden bleibt.
Autorenportrait
Étienne Balibar war ein enger Mitarbeiter von Louis Althusser und lehrte als Professor politische Philosophie in Paris und an mehreren Universitäten weltweit. Balibar war lange Jahre Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Seine Beiträge zu den Grundlagen der Marx'schen Theorie, zum historischen Materialismus, zu den »Grenzen der Demokratie« sowie sein Projekt einer »Gleichfreiheit« haben ihn zu einem international gefragten politischen Denker gemacht. 2017 erhielt er den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken.