Beschreibung
Der Essay stellt zum ersten Mal die poetische Figur der Passantin in ihrer Serialität aus und bestimmt ihre Theoretisierbarkeit: Von Dante über Baudelaire, Freud, Breton, Proust bis Joyce werden Szenen des Vorübergehens als Inszenierung einer zugleich ästhetisch wie theoretischen Erscheinung analysiert. Als Nachbilder verweisen die Passantinnen auf nichts als sich selbst, auf ihr Gehen und Reden und somit auf die sie begründende Diskursivität, deren Aporien sie zur Schau stellen. Indem sie den Diskurs aufführen, werden sie zum Symptom einer Differenz zwischen Erkenntnis und Erscheinung, Ästhetik und Epistemologie. Denn die Passantin gibt es nicht. Es gibt immer nur die Vervielfältigung eines diskursiven Phänomens, das im dauernden Verweis auf seine Figuralität die Serialisierung der Passantin buchstäblich in Gang hält.
Autorenportrait
Cornelia Wild ist Privatdozentin für Romanische Philologie und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie hat in Konstanz, Berlin und Lyon studiert und im DFG-Graduiertenkolleg Rhetorik-Repräsentation-Wissen an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt an der Oder promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Französische Literatur des 12., 17., 19. und 20. Jahrhunderts, Italienische Literatur des 13., 14. und 20. Jahrhunderts, Poetik und Ästhetik, Literaturtheorie, Epistemologie, Feministische Theorie.