Das dokumentierte Ich
Wissen in Verhandlung
Hämmerling, Christine / Zetti, Daniela
Erschienen am
01.11.2018, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
Der Historiker Winfried Schulze plädierte 1992 dafür, die Quellengattung des 'Schreibens über sich selbst' zu erweitern. Tagebüchern und Autobiografien stellte er sogenannte Ego-Dokumente zur Seite, Dokumente mit 'Aussagen oder Aussagepartikeln', die Auskunft geben über die 'Selbstwahrnehmung eines Menschen in seiner Familie, seiner Gemeinde, seinem Land oder seiner sozialen Schicht'. Der Begriff Ego-Dokument ist heute in Geschichts- und Kulturwissenschaft etabliert. Schulzes Anregung, ihn weit zu fassen und auf Wechselwirkungen mit sozialem Wandel zu befragen, bleibt jedoch aktuell. Der interdisziplinäre Band beleuchtet erstens Potenziale und Grenzen von wissenshistorischen und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen, die sich auf Dokumente stützen, aus denen ein 'Ich' spricht: staatliche Erhebungen, Stasi-Akten, Google-Suchanfragen, Blogs und Profile in sozialen Medien, Interviews im Museum und in der Literatur. Wie kontextualisieren und interpretieren Kultur- und Geschichtswissenschaft neue (auto)biografische Gattungen? Wie binden sie sie in wissenschaftliches Wissen ein? Welche Veränderungen ergeben sich im Medienwechsel? Führen neue Veröffentlichungsmöglichkeiten zu einer Erweiterung des Kreises der 'Geschichtsfähigen'? Zweitens untersucht der Band aktuelle und vergangene Spannungsfelder, die zwischen den Dokumentationen des 'Ich' und der Verhandlung spezifischer Wissensformate bestehen. Welches Wissen ist jeweils in Verhandlung? Wie hängt die Subjektwerdung mit dem Medium zusammen, das als Träger des Wissens fungiert? In welchen Beziehungen stehen Wissen, Medium und Dokument?
Autorenportrait
Oberassistentin am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft ISEK - Populäre Kulturen, Universität Zürich.